20:00 - 21:30
Lesung und Gespräch
Moderation: Axel Haase
Casanova ist eine schillernde Figur, die immer neue Überraschungen bereithält. Seine letzte Lebensphase, so will es das Klischee, verbrachte er vereinsamt und isoliert als Bibliothekar, weitab vom Geschehen im böhmischen Schloss Dux.
In seinem brillanten Buch zeichnet Lothar Müller ein völlig anderes Bild. Er zeigt einen hochvernetzten Zeitgenossen, der alle Umbrüche in Europa verfolgt und kommentiert, von der russischen Annexion der Krim bis zur endgültigen Aufteilung Polens, vom Sturm auf die Bastille bis zum Untergang der Republik Venedig. Casanova tritt hervor als aufmerksamer Beobachter der neuen machtpolitischen Konstellationen in Europa um 1800 und zugleich als scharfsinniger Verfasser zahlreicher Schriften über Polen, Katharina II. und Russland
Lothar Müller, geboren 1954 in Dortmund, Kultur- und Literaturwissenschaftler, bis 2020 Redakteur im Feuilleton der Süddeutschen Zeitung mit Sitz in Berlin, ist Honorarprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin. Für seine feuilletonistische Arbeit wurde er u. a. mit dem Alfred-Kerr-Preis und dem Johann-Heinrich-Merck-Preis ausgezeichnet.