Ein Film von Jan Franksen, vorgestellt von Jürgen Tomm. 

Der Film „Der Wanderer und sein Schatten“ von Jan Franksen stellte sich die Aufgabe, aus dem Werk Nietzsches, das selbst ein Konglomerat wiederkehrender Motive aber kein „System“ ist, eine Collage von Kerngedanken zu bündeln und Nietzsches Ringen mit sich selbst in einer radikalen Form mit Schauspielern zu inszenieren. Die Inszenierung wird lediglich ergänzt durch Kommentare dreier Nietzsche-Kenner: des Schweizer Biographen Curt Paul Janz, des Herausgebers Mazzino Molinari und des Schriftstellers und Philosophen Lars Gustafsson, sämtlich Ausländer, also ohne die Not ihrer deutschen Kollegen mit dem Missverständnis der Begriffe vom „Willen zur Macht“ und vom „Übermenschen“. Es gibt nur einige wenige biografische Informationen - der Film ist ein „Filmessay“ über Nietzsches Gedankenwelt in der ganz eigenständigen, bis in jedes Bild, jeden Schnitt durchdachten und durchkomponierten Sicht des Regisseurs und Autors Jan Franksen.
Es ist tatsächlich eine Wanderung mit Nietzsche und seinem Schatten, das heißt seinem inneren Widersacher, der sich gelegentlich seltsam zum Zwerg verwandelt und andere szenische Abenteuer verursacht wie in der „Zauberflöte“ – und nicht bei Wagner. 

Die Dreharbeiten fanden im Sommer 1983 auf der Eisenbahnbrache zwischen Anhalter Bahnhof und Yorckbrücken statt, aus der heute Ostpark und Westpark geworden sind: ein damals vollkommen verwildertes Gelände mit Backsteinruinen, einem rostigen Wasserturm und Birkengestrüpp über den Gleisen, da, wo sich - zu Nietzsches Zeiten - Verkehr, Industrieproduktion und Transport perfekt zu Kapital und Profit multiplizierten.

Eintritt: 9 / 5 Euro