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„Auf der Flucht vor dem Faschismus in ihrem Vaterland kamen sie nach Italien, ins Vaterland des Faschismus“. 1995 erinnerte eine Ausstellung in der Akademie der Künste (West) an das Exil vieler „rassisch verfolgter“ Künstler ausgerechnet in Mussolinis Italien. Die Lebensart und Humanität der Italiener aber verweigerte sich dem Rassenwahn Hitlers und seiner Ideologen und nahm die Flüchtlinge bereitwillig auf. Die fühlten sich relativ sicher, und es ging ihnen bescheiden gut. Nach dem Staatsbesuch Hitlers bei Mussolini 1938, der „Achse Rom-Berlin“ und dem Kriegsbeginn wurden die Flüchtlinge allerdings auch in Italien in Lagern interniert, aber auch hier erging es ihnen vergleichsweise gut.
Erst nach der Besetzung Italiens durch Wehrmacht und SS 1943 wurden deutsche Juden aus Italien in die Vernichtungslager deportiert – knapp 7000 Menschen.
Ein Kaleidoskop der Erinnerungen – etwa der Bildhauerin Ingeborg Hunzinger oder des Sohnes von Armin T. Wegner – und literarischer Zitate (u.a. des Schriftstellers und Widerstandskämpfers Primo Levi) ergibt das Bild einer Nation, die nicht bereit war, die Mitmenschlichkeit preiszugeben. Gerade in aktuellen Zeiten der Asylverweigerung präsentiert Jürgen Tomm dieses geschichtliche Zeugnis.