Programm

02-11-2023 (Donnerstag)

Katrin Hillgruber „Berlin, wo keiner so recht weiß, ob er dahin gehört“. Zur Aktualität des poetischen Realisten Wilhelm Raabe.

20:00 - 21:30

„Niemand muss nüchterner in die Welt hineinsehen als ein rechter Romanschreiber“, bemerkte Wilhelm Raabe (1831-1910) in seinen „Literarischen Notizen“. Alljährlich am 15. November beging er seinen „Federansetzungstag“. Katrin Hillgruber, seit 2002 regelmäßig Mitglied der Jury des Wilhelm Raabe-Literaturpreises, der am 5. November wieder von der Stadt Braunschweig und dem DeutschlandRadio vergeben wird, stellt in ihrem Vortrag den ebenso produktiven als auch facettenreichen Verfasser von rund 68 Romanen und Erzählungen wie etwa der enigmatischen See- und Mordgeschichte „Stopfkuchen“ vor. Sie spürt Raabes zentralen „modernen“ Themen nach wie Umweltschutz, Kolonialismus und hellsichtiger Kritik an der kapitalistischen Gründerzeit. Außerdem beleuchtet sie Wilhelm Raabes zwiespältiges Verhältnis zu Berlin, das er als Gasthörer der Friedrich-Wilhelms-, der heutigen Humboldt-Universität kennenlernte. Es wurde zum Schauplatz seines Debüts „Die Chronik der Sperlingsgasse“ von 1857 und weiterer wichtiger Werke wie „Im alten Eisen“ oder des immer noch verkannten Schokoladenfabrikanten-Romans „Fabian und Sebastian“.

Katrin Hillgruber lebt und arbeitet als freie Kritikerin (u.a. für Der Tagesspiegel) und Kulturjournalistin in München. Zu Wilhelm Raabe hat sie rund ein Dutzend Aufsätze v.a. in der den Wilhelm Raabe-Literaturpreis begleitenden Reihe im Wallstein-Verlag geschrieben, zuletzt in „Gert Loschütz trifft Wilhelm Raabe. Der Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2021“, herausgegeben von Hubert Winkels.