Zum 75. Geburtstag von Thomas Brasch präsentieren Christoph Rüter und Jürgen Tomm Rüters Dokumentarfilm „Brasch. Das Wünschen und das Fürchten”

18-02-2020 (20:30)

Thomas Brasch starb am 3. November 2001 mit sechsundfünfzig Jahren. Er war Dramatiker (Lovely Rita , Rotter, Lieber Georg), Hörspiel- und Drehbuchautor und Regisseur (Engel aus Eisen, DominoDer Passagier), Erzähler (Vor den Vätern sterben die SöhneMädchenmörder Brunke) Übersetzer und Lyriker (Wer durch mein Leben will, muss durch mein Zimmer). Wie kaum ein anderer Schriftsteller seiner Zeit balancierte er auf einem dünnen Seil zwischen DDR und BRD, zwischen Geschichte und Gegenwart, zwischen Jüdischsein, Deutschsein und Dasein. Am 19. Januar wäre er 75 Jahre alt geworden.

Braschs Leben und Sterben war außergewöhnlich. Hier musste einer auf dem Messer gehen, wie Christa Wolf sagt, um vorwärts zu kommen. Er störte und verstörte alles und jeden; niemand und nichts war vor ihm sicher, sein Lebensgefühl die Auflehnung. Zuerst widersetzte er sich der staatstragenden Vätergeneration in der DDR und dann, im anderen Teil Deutschlands, jeder Form von Autorität. »Künstler oder Krimineller«, das war seine Devise.

Der Dokumentarfilmer Christoph Rüter war mit Thomas Brasch bis zu seinem Tod befreundet. Öfter begleitete er Brasch mit der Kamera, auch 1999, nach überstandener Krankheit und Operation. Der Film "Brasch" erzählt von Braschs widersprüchlichem Leben und Schaffen und entwirft, auch mit Hilfe von Braschs selbstgedrehtem, völlig ungeschminktem DV-Material, das radikale Bild eines Suchenden und sich Ver-suchenden. Keine Gespräche mit Zeitzeugen – "Hier redet nur einer", sagt Rüter, "und das ist Brasch selbst". Der Regisseur ist anwesend.

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