Zdenek Primus: Ich bin tot. Roman

24-01-2012 (20:30)

Zdenek Primus liest aus seinem Roman "Ich bin tot"

Einführung und Gespräch: Christina Frankenberg

In Zusammenarbeit mit dem Tschechischen Zentrum Berlin

Fünf Männer kommen auf eine verlassene griechische Insel. Seit Jahrzehnten wohnt hier niemand mehr, das Dorf ist verwildert, die Häuser sind verfallen und von Unkraut überwuchert. Die fünf Männer scheinen das Geisterdorf gut zu kennen, finden sich hier problemlos zurecht. Jeder von ihnen richtet sich notdürftig in einem der verfallenen Häuser ein, sie holen frisches Wasser aus dem Brunnen, gehen angeln. Trotz dieser alltäglichen Verrichtungen ahnt der aufmerksame Leser schnell, dass die fünf keine gewöhnlichen Touristen sind. Diese Ahnung bestätigt sich bald: die Männer waren schon einmal auf der Insel, fünfundzwanzig Jahre zuvor haben sie hier als Soldaten für die deutsche Wehrmacht gekämpft. Und nun sind sie zurückgekehrt, weil sie nach dem Krieg kein normales Leben mehr führen konnten, weil sie die Erinnerungen nicht mehr loslassen und sie im zivilen Alltag für immer Fremde geworden sind. Hier auf der verlassenen Insel können sie sich alles von der Seele reden, ihre Schuld, ihre Ängste, ihren Schmerz. Sie sprechen über den Kampf, über Siege und Niederlagen, über Leben und Tod. Sie sind erbarmungslos ehrlich zueinander, weil sie wissen, dass sie die Insel nicht mehr lebendig verlassen werden – darauf haben sie sich noch vor Beginn der Reise geeinigt.

Der deutsch-tschechische Autor Zdeněk Primus hat sich vor allem als Kunsthistoriker einen Namen gemacht. Er wurde 1952 in Brno geboren, studierte in Hamburg und München Kunstgeschichte, klassische Archäologie und Germanistik. In den Jahren 1990 bis 1992 war er Kurator am Städtischen Museum Mülheim an der Ruhr, 1992–1996 lehrte er Kunstgeschichte an der Prager Filmhochschule FAMU und 1996–2000 an der Kunsthochschule in Prag. Primus ist als Kurator tätig und Autor sowie Herausgeber mehrerer Publikationen zur bildenden Kunst. Die Novelle Ich bin tot hat er in deutscher Sprache geschrieben, sie wurde von Tomáš Svoboda ins Tschechische übersetzt und ist in einer zweisprachigen Ausgabe beim Prager Verlag Aula erschienen. 

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