Warum soll Hugendubel der ZLB die Bücher aussuchen?

03-04-2018 (20:30)

Podiumsdiskussion zur Zukunft der ZLB und der öffentlichen Bibliotheken in Berlin mit Peter Delin, Verdi-Betriebsgruppe, langjähriger Lektor an der ZLB und Ulrike von Wiesenau, Kulturreferentin bei „Gemeingut in BügerInnenhand“(GiB) und im Vorstand des Freiburger Instituts für soziale Gegenwartsfragen.

Moderation: Heinz Balzer, attac Berlin.

Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB) ist in Gefahr. Die Buchauswahl wurde im September 2017 fast komplett an den Buchhandelskonzern Hugendubel übergeben.
Der Berliner Kultursenat will die Bibliothek zur Eventbibliothek umbauen.

Die Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), die größte öffentliche Bibliothek in Deutschland, soll nach den Plänen ihrer Führungsspitze komplett neu ausgerichtet werden. Nicht zuletzt die Bibliothekare mit ihrer Kernkompetenz der Medienbeschaffung stehen dabei im Fokus. Statt der Beschaffung und Auswahl von Medien sollen sie verstärkt sogenannte "Zukunftsaufgaben" im Besucherservice oder bei der Durchführung von Events übernehmen. Man strebe ein »Höchstmaß an wirtschaftlichem Einsatz von Fremddienstleistungen« an, so die Bibliotheksleitung.

Passend zu diesen Plänen hat der Vorstand der ZLB im September 2017 dem Großbuchhändler Hugendubel den Zuschlag erteilt, in den nächsten Jahren den Großteil der Medienbeschaffung für die Bibliothek zu übernehmen. Gleichzeitig wird die Zahl der hausinternen Bibliothekare und Fachlektoren reduziert. Es ist abzusehen, dass die "Hugendubelisierung" der ZLB das bisher anspruchsvolle und universelle Profil der Bibliothek in Richtung eines populistischen Freizeit- sowie Aus- und Weiterbildungsangebots im Sinne des Neoliberalismus verändern wird. Bei der Privatisierung der Medienbeschaffung geht es nicht nur um die ZLB, sondern um alle öffentlichen Bibliotheken Berlins. Das Privatisierungsmodell könnte an Deutschlands öffentlichen Bibliotheken weiter Schule machen.

Im Zentrum der Diskussion steht die Frage, ob die Kernkompetenz der Medienauswahl und -beschaffung an einer steuerfinanzierten öffentlichen Bibliothek privaten Konzernen übertragen werden darf und was das für die Zukunft der öffentlichen Bibliotheken bedeutet.

Nicht zuletzt wird durch die Fremdvergabe an einen Buchhandelskonzern auch der Bestand des Berliner Buchhandels existentiell bedroht. Insgesamt ein schwerer Schlag gegen die Buchkultur in der Stadt.

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