Uta Ackermann liest aus ihrem Buch Neunundneunzig Sätze über Engel

19-12-2019 (20:30)

Musikalische Begleitung: Waltraut Elvers, Geige

Engel in der Literatur haben eine lange Tradition, begründet in alttestamentlichen wie mythologischen Texten, die literarisch unterschiedlichen Gattungen zuzurechnen sind. Sie stellen im religiösen Kontext Mittler oder Boten dar, als Überbringer von Heilsbotschaften wie auch als Verkünder drohenden Unheils und als Mahner. In der Mythologie wie in der biblischen Tradition verkörpern sie den Einbruch einer transzendentalen Macht in die Erfahrungs- und Erlebniswelt des Einzelnen. Auch den verweltlichten, gefallenen, gestürzten Engeln, wie sie in literarischen Texten zu finden sind, haftet trotz ihrer Nähe zum Profanen noch eine Spur von Spiritualität und existentieller Bedeutsamkeit an.

In ihrem Buch über Engel öffnet Uta Ackermann einen umfassenderen Rahmen und führt uns durch alle Spielarten des Engelhaften, poetisch, verspielt, ironisch und voller Überraschungen: Der Engel als Rettungsengel, als Schlüsselanhänger oder als Engel im Café - bis hin zum Engel des Abschieds: „Lösch alle Nummern, alle Konten, unser Kredit ist erschöpft, einen neuen wird es nicht geben.“ Aber es gibt den Engel-Ingenieur, die Engelsjagd, den Kurengel, den TräumnichtEngel, den Ich-Engel und viele andere mehr.

Das Phänomen der Engel verortet sich auch in Uta Ackermanns Texten vor allem in einem selbst. Das dichterische Ich erscheint als Sprechende wie Angesprochene, als Reflektierende. „Er hat sich breit gemacht in dir“, heißt es in EngelsAustreibung. Dramaturgisch erfährt der Prozess in der Abfolge der Gedichte zum Ende hin eine sublime Steigerung, indem immer dringlicher existentielle Erfahrungen wie Tod, Leben und das Sich Verlieren in den Fokus geraten.

Uta Ackermann wurde in Dresden geboren, studierte in in Leipzig, Leningrad und Paris und lebt in Berlin. 1989 erschien ihr Lyrik-Debüt als Poesiealbum 261. Neben Lyrik, Prosa, Übersetzungen aus dem Russischen und Französischen veröffentlichte sie sieben Hörspiele, u.a. Das Blut der Distel, Das Rauschen von Nußbaumblättern im Ohr., Ich bin doch Cheops. Für ihre Arbeit erhielt sie viele Stipendien, zuletzt ein Arbeitsstipendium der Käthe-Dorsch-und-Agnes-Straub-Stiftung. Das in diesem Jahr erschienene Buch Neuneundneunzig Sätze über Engel ist in der Reihe Neue Lyrik im poetenladen Verlag erschienen.

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