02-02-2012 (20:30)
Thomas Melle liest aus seinem im Rowohlt Verlag erschienenen Roman "Sickster"
Zwei junge Männer stehen an vorderster Front einer
überhitzten Konsum- und Leistungswelt – und halten stand, bis die
Beschleunigung ihr Leben erfasst, überwuchert: Der idealistische Magnus Taue
schreibt für das Kundenblatt eines Ölkonzerns, fühlt sich als Loser und hasst
seine Arbeit mit der Wut eines Schläfers. Thorsten Kühnemund, Manager und
Macho, leidet insgeheim am erfolgreichen Hochglanzleben voller Druck und Alphatierneurosen,
er betäubt sich mit Alkohol, schnellem Sex und Abstürzen im molochartigen
Clubbing der Stadt. Aus Schulzeiten bekannt, freunden die beiden sich zögerlich
an. Doch dann brechen die Fassaden ein. Magnus fühlt sich zu Thorstens Freundin
Laura hingezogen, und alle drei strudeln ins Haltlose. So beginnt eine Suche
nach irgendeiner Wahrheit des Empfindens, Denkens und Tuns – eine Suche im
Rausch, Schmerz und Wahn, und in der eigenen Seele …
Einfühlsam und radikal erforscht Thomas Melle ein sich immer schneller um ein
leeres Zentrum drehendes Leben – bis an die Grenzen des Ichs und darüber
hinaus. «Sickster» ist ein großes diagnostisches Zeitbild – und das
Romandebüt eines Autors, dessen Sprache, so Iris Radisch, «bis ins letzte Komma
aufgeladen» ist.
"Mit seinem fulminanten Debütroman 'Sickster' legt Thomas Melle ein umwerfendes Requiem auf einen pervertierten Kapitalismus vor ... Ein Satzjongleur in einem Laboratorium der Wörter ... In jeder Hinsicht virtuos" (Die Welt)
Thomas Melle, 1975 in Bonn geboren, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Tübingen, Austin (Texas) und Berlin. Mit Stücken wie «Haus zur Sonne» (2006) und «Das Herz ist ein lausiger Stricher» (2010) gehört er zu den wichtigsten jungen deutschen Theaterautoren. Er übersetzte William T. Vollmann und war mit dessen Roman «Huren für Gloria» für den Übersetzungspreis der Leipziger Buchmesse 2006 nominiert. 2007 erschien Thomas Melles vielbeachtetes Prosadebüt, der Erzählungsband «Raumforderung», für den er 2008 den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis erhielt. Thomas Melle lebt in Berlin.