Thomas Medicus: Melitta von Staufenberg. Ein deutsches Leben

17-04-2012 (20:30)

Lebenslinien:

Thomas Medicus liest aus seiner im Rowohlt Verlag erschienenen Biographie

"Melitta von Stauffenberg. Ein deutsches Leben"

Als Melitta von Stauffenberg im Januar 1943 von Hermann Göring höchstpersönlich das Eiserne Kreuz II. Klasse erhält, ist dies der vorläufige Höhepunkt einer fast unglaublichen Karriere. Nicht nur beherrscht sie als Testfliegerin und Ingenieurpilotin alle damals bekannten Flugzeugtypen, hat sagenhafte zweitausend Sturzflüge absolviert, selbst ausgewertet und so den Bombenkrieg der Luftwaffe perfektioniert – sie bewahrt auch ein Geheimnis: «Flugkapitän Gräfin Stauffenberg» ist nach den Kriterien der Nazis eine «Halbjüdin». Nur mit Hilfe von ganz oben gelingt es ihr, den Fängen der Rassenjustiz zu entkommen. Für einige Jahre kann sie sich sicher wähnen – bis sie nach dem 20. Juli 1944 in Sippenhaft genommen wird. Enkelin eines jüdischen Textilhändlers aus Odessa, Schwägerin des späteren Hitler-Attentäters, Stuka-Amazone, tragische Heldin ihrer Zeit: Melitta von Stauffenbergs Geschichte erscheint fast wie ein Spiegelbild des totalitären 20. Jahrhunderts, das Eric Hobsbawm das «Zeitalter der Extreme» genannt hat. Ihre Liebe zum feingeistigen Althistoriker Alexander von Stauffenberg war genauso bedingungslos wie ihre Hingabe an die Fliegerei, die ihr am Ende zum Verhängnis wird. Thomas Medicus beschreibt auf der Grundlage bisher unbekannter Quellen dieses ebenso faszinierende wie radikale Leben. Ein einzigartiges Frauenschicksal – und ein dramatisches Kapitel deutscher Geschichte.

Thomas Medicus, geboren 1953 in Mittelfranken, studierte Germanistik, Politikwissenschaften und Kunstgeschichte. Nach seiner Promotion schrieb er u. a. für die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", war Feuilletonredakteur des Berliner "Tagesspiegel", stellvertretender Feuilletonchef der "Frankfurter Rundschau" und Mitarbeiter am Hamburger Institut für Sozialforschung. Thomas Medicus lebt als freier Publizist in Berlin sowie in Dolgie/Polen. 2004 erschien sein Buch "In den Augen meines Großvaters", über das "Der Spiegel" schrieb: "Eine traurig-schöne Geschichte, die nicht vergehen will."

 

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