07-02-2013 (20:30)
Es
ist Sommer. Die Eltern sind auf Reisen und schicken ihren Kindern täglich eine
Ansichtskarte von den exotischen Plätzen dieser Welt. Der Großvater liest
daraus vor, was er lesen möchte, und das ist meist das Gegenteil dessen, was
dort geschrieben steht. Für die Kinder Anlass genug, sich selbst das Lesen
beizubringen.
Lesen kann man angeblich auch von den Vögeln lernen. Und Fliegen! »Fau … wie in
Sieg, Fau wie in Vogel, und Fau, wie die Vögel fliegen!«, ruft ihnen der
Großvater zu und streckt dabei Zeige- und Mittelfinger in die Luft. Ja, fast
jeder in diesem Roman fliegt auf irgendeine Weise: Die Fliegerin, die in ihrem
bohnenförmigen Fluggerät eine Schar von Vögeln in ihr Winterquartier begleitet.
Die Kinder mit ihren selbstgebauten Flugmaschinen aus Federn, Papier und Draht.
Und der Großvater, der einmal ein großer Pilot gewesen ist und das Flugzeug
einer geheimnisvollen Japanerin repariert hat. Zumindest behauptet er das in
seinen hochstaplerischen Geschichten aus früher Zeit.
Die Kinder hängen an den Lippen des Großvaters und seine Geschichten werden
immer phantastischer: Und das ist fürs Fliegenlernen gewiss die beste
Voraussetzung.
Teresa Präauer, geb. 1979 in Linz, ist seither oft umgezogen. Sie studierte Malerei und Germanistik in Salzburg und Berlin, lebt in Wien und schreibt und zeichnet. »Für den Herrscher aus Übersee« ist ihr Romandebüt, für das sie 2012 mit dem ZDF-»aspekte«Literaturpreis ausgezeichnet wurde.
Die Lesung wird gefördert durch das Österreichische Kulturforum Berlin.