"Odyssee eines Einzelgängers" Oskar Maria Graf (1894-1967)

27-06-2017 (20:30)

Ein LebensBild zu seinem 50. Todestag, vorgestellt von Wilfried F. Schoeller.

Ein deutscher Schriftsteller ist wegen seiner "konsequenten geistigen - pazifistischen - Haltung" von einer amerikanischen Universität mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet worden! Das war allerdings 1960, und der Ausgezeichnete war der Emigrant Oskar Maria Graf (1894 - 1967). Einen Tag vor seinem 50. Todestag stellt sein Biograf und der Herausgeber seiner Werke, der Autor und langjährige Fernsehredakteur und -moderator Wilfried F. Schoeller, gemeinsam mit Jürgen Tomm den urbayerischen Erzähler vor. Konsequent war der allerdings: Schon im 1. Weltkrieg kam er wegen Befehlsverweigerung ins Irrenhaus; als man seine Werke am 10. Mai 1933  n i c h t  auf den Scheiterhaufen warf, reagierte er mit einem offenen Brief unter der Überschrift: "Verbrennt mich! ... Verbrennt die Werke des deutschen Geistes! Er selber wird unauslöschlich sein wie eure Schmach." Er erreichte sein Ziel in einer Sonderverbrennung und wurde ausgebürgert.

Geboren in Berg am Starnberger See, lernte er im Betrieb seines älteren Bruders das Bäckerhandwerk, floh aber nach München, fand Aufnahme in der Bohème, vagabundierte zur Anarchistenkolonie am Monte Verita, mischte, zurückgekehrt, beim Munitionsarbeiterstreik und in der Münchnet Räte-Revolte mit, aber erst 1927 gelang ihm mit dem autobiografischen Buch "Wir sind Gefangene" der literarische Durchbruch. Über Wien, Prag, die Niederlande emigrierte er in die USA. Er veröffentlichte viele Bände bayerischer Geschichten und Romane, von denen "Anton Sittinger", "Das Leben meiner Mutter" und "Unruhe um einen Friedfertigen" zu seinen besten gehören. Er blieb seinen sozialistischen Überzeugungen treu, auch in New York, wo er zum Zeichen seines Heimwehs in Lederhosen herumspazierte.

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