10-01-2013 (20:30)
Mit 27 Jahren erbt Luise Tietjen, die noch viel vom Leben erwartet, das, was sie gerade nicht gewollt hat, das Unternehmen Tietjen und Söhne, eine renommierte Frotteefabrik, deren Handtücher einst das kaiserliche Heer ausstatteten und in jedem Haushalt hingen. Luise will, um den an sie gerichteten Erwartungen gerecht zu werden, die Firma, die einen Jahresumsatz von 38 Millionen und eine Umsatzentwicklung von 2,7 Prozent mit rückläufiger Tendenz verzeichnet, vor dem Untergang retten. Zu diesem Zweck macht sie sich auf die Suche nach ihrem Vater, der die Firma an den Rand des Bankrotts gebracht und sich selbst aus dem Staub gemacht hat. Als sie ihn schließlich in einem heruntergekommenen Viertel in Brooklyn findet, ist es fast zu spät, das traditionsreiche Unternehmen zu retten.
Nora Bossong erzählt in ihrem dritten Roman die Geschichte einer Familiendynastie zwischen Überheblichkeit und Kollaps. In einem sachlich reportagehaften, widerborstigen literarischen Stil vermittelt sie Einblicke in die harten Geflogenheiten der Wirtschafts- und Finanzwelt und die Schwierigkeiten einer jungen Frau, sich mit Selbstbewußtsein und ausserordentlicher Härte gegen sich selbst in der globalisierten Finanzwelt zu behaupten.
Nora Bossong, die 1982 in Bremen geboren ist, studierte Philosophie und Literaturwissenschaft in Berlin, Leipzig und Rom. Neben den beiden Romanen „Gegend“ (2007) und „Webers Protokoll“ (2009) veröffentlicht sie auch Gedichte. Für ihren Gedichtband „Sommer vor den Mauern“ (2011) erhielt sie den Peter-Huchel-Preis.
Der neue Roman stand im Dezember auf Platz 9 auf der SWR-Bestenliste.