Maeve Brennan: Tanz der Dienstmädchen. New Yorker Geschichten.

27-03-2012 (20:30)

Hans-Christian Oeser liest aus seiner im Steidl Verlag erschienenen Übersetzung von Maeve Brennan "Tanz der Dienstmädchen. New Yorker Geschichten."

Die irisch-amerikanische Erzählerin Maeve Brennan (1917-1993)  gilt international als eine der aufregendsten Wiederentdeckungen der letzten Jahre. Mit ätzender schärfe seziert sie irische Ehen, mit bissigem Humor porträtiert sie die amerikanische bessere Gesellschaft. Ihre im Steidl Verlag veröffentlichten Bücher, u.a. „Die Besucherin“, „Geschichten einer Ehe“ und „Der Morgen nach dem großen Feuer“ wurden von Publikum und Presse begeistert aufgenommen.

 Ihr Übersetzer Hans-Christian Oeser liest unter anderem auch aus Brennans Erzählungen „Der Morgen nach dem großen Feuer“. und „Tanz der Dienstmädchen. New Yorker Geschichten.“

 New Yorker, die es sich leisten können, wohnen in Herbert’s Retreat. Hier fährt man Jaguar im Partnerlook, hält sich zur intellektuellen Erbauung einen Theaterkritiker – und beherrscht all jene Regeln einer exklusiven Gesellschaft, die so eisern wie unklar sind. Vor allem aber verfügt man über eine Aussicht auf den Fluss und über die besten irischen Dienstmädchen. Aus deren Perspektive wirft Maeve Brennan bitterböse Blicke hinter die Kulissen der Wohlanständigkeit. Denn Bridie, Agnes und Josie sind begeisterte Geschichtenerzählerinnen, und nichts bereitet ihnen mehr Vergnügen, als genüsslich über das seltsame Treiben ihrer Herrschaft zu tratschen.

 Am Morgen nach dem großen Feuer hat die kleine Maeve ihren großen Auftritt: Aufgeregt schwirrt sie los und gibt in der Nachbarschaft zum besten, was sie über den Brand der Autowerkstatt aufgeschnappt hat. Das Mädchen genießt den kurzen Ruhm und – vielleicht zum ersten Mal – das Glück, eine Geschichte erzählen zu können. Sieben autobiographische Erzählungen bilden den Auftakt des neuen Buchs der großen irisch-amerikanischen Schriftstellerin Maeve Brennan: Mit zartem Strich und einer Portion Selbstironie skizziert Brennan ihre Kindheit und Jugend im Dublin der zwanziger und dreißiger Jahre.

 Maeve Brennan hat ein feines Gespür für menschliche Schwächen, falsche Töne und eitle Gewissheiten. Einerlei ob ihre Geschichten in den schicken Häusern Suburbias oder in den schäbigen Hotels von Manhattan spielen: Mit scharfer Zunge und eisiger Eleganz legt die Autorin die Emotionen ihrer Figuren bloß. Bei allem Neid, bei aller Rachsucht und Bösartigkeit sind sie im Grunde allesamt verlorene Seelen, die versuchen, dem Leben etwas Glück abzutrotzen.

 Hans Christian Oeser, der die von ihm übersetzten Bücher vorstellt, ist Literaturübersetzer und Herausgeber. 1950 in Wiesbaden geboren, lebt er in Dublin und Berlin. Er schrieb u.a. einen Irland-Führer, eine James Joyce-Biographie und ein Oscar Wilde-ABC. 

 

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