30-01-2014 (20:30)
Viele Intellektuelle in der alten BRD bezeichneten sich gern als "undogmatische Linke" -
und bemäntelten damit vor allem die Unverbindlichkeit ihrer Positionen. Als undogmatischen Linken sieht sich bis heute auch Klaus Wagenbach, er aber prägte wie kein anderer den öffentlichen Diskurs seit der Gründung seines Verlags 1964 mit einem konsequent literarischen u n d politischen Programm, unabhängig, aber kein bisschen unverbindlich. Zum Dank überzog ihn die westdeutsche Justiz mit mehr Prozessen als jeden anderen Verleger. Mit dem Buch "Die Freiheit des Verlegers. Erinnerungen, Festreden, Seitenhiebe", das er uns und sich zu seinem 80. Geburtstag zum Geschenk machte, lässt er uns den Werdegang eines eigenwilligen, leidenschaftlichen Büchermenschen und politischen Kopfes nacherleben.
Geboren 1930 in Berlin durchlief er eine Lehre zum Verlagskaufmann bei Suhrkamp und S. Fischer und wurde - nach der Promotion über Kafka - bei S. Fischer Lektor für deutsche Literatur, bis er sich in Berlin selbständig machte. Kafka blieb eines seiner beiden großen Themen, und auch das andere verdankt ihm unendlich viel: Italien und die italienische Literatur. Was das Buch aber zu einer Kostbarkeit macht, ist die Art, wie Klaus Wagenbach über Menschen spricht: über Autoren, Freunde, Weggefährten, politisch Nahestehende, in Nachrufen, Festreden, Vorträgen. In eine bessere "Schule" kann die Verlagsbranche nicht gehen, wenn sie die Zukunft guter Literatur sichern will.