LebensBilder / Filmpreview Vier Stimmen Das Schicksal der Familie Klepper Dokumentarfilm von Rolf Bergmann und Jürgen Buch für den rbb

09-11-2018 (19:00)

Eine Familie in der Nazizeit: Der protestantische Schriftsteller Jochen Klepper, seine Frau Johanna Klepper, die aus einer jüdischen Modedynastie stammt, und ihre beiden Töchter geraten in den Strudel von Ausgrenzung und Lebensgefahr. Zuletzt gibt es nur für eine der Töchter eine Rettung. Der Film lässt die vier ihr Schicksal erzählen, durch Tagebücher, Briefe und ein Interview.
Das ungleiche Paar heiratet Anfang der 1930er Jahre und zieht von Breslau nach Berlin. Hier arbeitet Jochen Klepper beim Rundfunk. Doch 1933 muss er gehen, weil er den Sozialdemokraten nahe steht – und wegen seiner jüdischen Frau. Klepper schreibt, sein Roman über den preußischen Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. wird zum Bestseller. Er dichtet nun vor allem christliche Lieder, und der Glaube wird zunehmend eine wichtige Stütze für ihn und die Familie. Kleppers Bekanntheit kann seine jüdische Frau und deren Töchter aus erster Ehe eine Zeitlang schützen, aber eine Perspektive für die heranwachsenden Kinder gibt es in Deutschland kaum. Brigitte, die ältere, wird nach England geschickt, Renate aber bleibt. Als sie alt genug für die Auswanderung ist, herrscht Krieg, und die Wege ins Ausland sind versperrt. Die Bedrohung wird existentiell. Jochen Klepper lässt seine Beziehungen zu höchsten Stellen im Staat spielen, doch als alle Bemühungen scheitern, nehmen sich Jochen Klepper, seine Frau und die Tochter Renate im Dezember 1942 das Leben.


Der Film gibt vier Menschen eine Stimme, lässt sie ihre Geschichte erzählen. Eine filmische Collage aus Tagebüchern, Briefen, Dokumenten. Gesprochen von den Schauspielern Sylvester Groth, Leslie Malton und Judith Neumann. Brigitte, die emigrierte Tochter, gab 2003 ein längeres Interview. Allein die vier Stimmen der Familie kommen im Film zu Wort - eine ergreifende Geschichte im nationalsozialistischen Deutschland.

Eintritt frei / Sendung im rbb: 18.11.2018 um 23.15 Uhr / 90‘
 

Zurück