J.Oppenheimer, Joel Brand und wir. Heinar Kippardt (1922-1982) im Interview

23-10-2012

LebensBilder mit Jürgen Tomm: Heinar Kippardt über sich, die Verantwortung des Einzelnen und der Schriftsteller

Heinar Kipphardt gehörte mit Rolf Hochhuth und Peter Weiss zu den herausragenden Stückeschreibern des dokumentarischen Theaters. "In der Sache J. Robert Oppenheimer", "Joel Brand. Die Geschichte eines Geschäfts", "März, ein Künstlerleben" oder "Bruder Eichmann" waren große Erfolge an vielen deutschen und internationalen Bühnen, aber auch als Hör- und Fernsehspiele. Gestützt auf genaue Recherchen, lotete Kipphardt mit seinen Figuren die Potentiale des Widerstands aus: gegen Missbrauch der Macht, Korruption des Denkens, Vernichtung des Individuums. Widerstand bis an die Grenzen der Selbstvernichtung. Abnormes Verhalten verweist auf abnorme Verhältnisse.

Kipphardts Vater, als Kommunist mehrfach in Gestapo-Haft und im KZ, desertiert von der Front und überlebt. Auch der Sohn Heinar, geboren 1922 in Schlesien, aufgewachsen in Krefeld, desertiert als junger Soldat Anfang 1945. Verhältnissen, mit denen er nicht einverstanden ist, wird er immer wieder den Rücken kehren: 1950 - er ist inzwischen Doktor der Medizin (Psychiatrie) - geht er an die Charité in Ostberlin, findet seine Berufung aber bald als Dramaturg, später Chefdramaturg am Deutschen Theater unter Wolfgang Langhoff und als geschätzter Dramatiker. 1959 verlässt er wiederum die DDR, geht nach Düsseldorf, dann nach München und lebt bald als freier Autor im Bayerischen. Er stirbt am 18. November 1982. Ein halbes Jahr vorher hat er vor der Kamera Auskunft gegeben über sein Werk, seine Motivation und die Verantwortung des Schriftstellers.

Zurück