27-03-2018 (20:30)
Rudolf Schottlaender
(1900-1988) studierte Philosophie bei
Jaspers in Heidelberg und bei Husserl, Heidegger und Hartmann in Freiburg, er
hatte Kontakt zum George-Kreis, lernte Günther Stern (später: Günther Anders)
kennen und heiratete dessen Schwester. Nach der Promotion in Heidelberg trat er
als erster deutscher Proust-Übersetzer in Erscheinung. Nur mit Glück überstand
er die NS-Zeit.
Nach 1945
unterrichtete er in Berlin. 1947 auf einen Lehrstuhl für
Philosophie in Dresden berufen, wurde er bereits zwei Jahre später aus
politischen Gründen wieder entlassen.
Er kehrte nach
West-Berlin zurück, wo er erneut als Lehrer tätig war. Aus Sorge vor einer
Verschärfung des Kalten Krieges versuchte er einen Brückenschlag zur DDR und
wurde daraufhin suspendiert. Das bewog ihn, 1959 einem Ruf als Professor für
römische Literatur an die Ost-Berliner
Humboldt-Universität zu folgen.
Die Erinnerungen von Rudolf Schottlaender werden in einer Neuausgabe u.a. erweitert um einen Text über Schottlaender als Proust-Übersetzer und ein ARD-Interview aus dem Jahr 1979, das Schottlaenders Resistenz gegenüber politischer Vereinnahmung zeigt und das dazu führte, dass er bis zu seinem Tod 1988 von der Staatssicherheit überwacht wurde.