"Im Schnee" Der Dichter Robert Walser (1879-1956) Ein Lebensbild von Jürgen Tomm.

31-01-2017 (20:30)

Er war ein Meister der kleinen Form, und der weitaus größte Teil seines Werks besteht aus solchen kleinen Feuilletons, Skizzen, Beobachtungen und Kritiken, die über Jahrzehnte in weit verstreuten Zeitungen und Zeitschriften erschienen, immer wieder aber  auch in Bänden gesammelt. Seinen posthumen Ruhm aber verdankte er der Wiederentdeckung dreier, ursprünglich durchaus erfolgreicher  Romane aus seiner Berliner Zeit vor dem Ersten Weltkrieg: "Geschwister Tanner", "Der Gehülfe", "Jakob van Gunten", in denen er eigene Erfahrungen als Angestellter und Diener verarbeitete. Damals, beim Verlag Cassirer, war Christian Morgenstern sein Lektor gewesen.
Doch in den ersten 50 Jahres seines Lebens lebte Robert Walser derart unstet, dass man Mühe hat, seine Lebenswege in seinem Heimatland Schweiz, in Süddeutschland und auch in Städten wie Berlin nachzuvollziehen; meist wohnte er kurz in nur einem Zimmer zur Untermiete. Die restlichen 27 Jahre seit 1929 verbrachte er als Patient in den Schweizer Heilanstalten Waldau bei Bern und später Herisau. Robert Walser war ein Liebhaber extremer Spaziergänge; bei einem solchen zu Weihnachten 1956 starb er im Schnee - wie eine seiner frühen Figuren.

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