31-01-2017 (20:30)
Er
war ein Meister der kleinen Form, und der weitaus größte Teil seines Werks
besteht aus solchen kleinen Feuilletons, Skizzen, Beobachtungen und Kritiken,
die über Jahrzehnte in weit verstreuten Zeitungen und Zeitschriften erschienen,
immer wieder aber auch in Bänden
gesammelt. Seinen posthumen Ruhm aber verdankte er der Wiederentdeckung dreier,
ursprünglich durchaus erfolgreicher
Romane aus seiner Berliner Zeit vor dem Ersten Weltkrieg:
"Geschwister Tanner", "Der Gehülfe", "Jakob van
Gunten", in denen er eigene Erfahrungen als Angestellter und Diener
verarbeitete. Damals, beim Verlag Cassirer, war Christian Morgenstern sein
Lektor gewesen.
Doch
in den ersten 50 Jahres seines Lebens lebte Robert Walser derart unstet, dass
man Mühe hat, seine Lebenswege in seinem Heimatland Schweiz, in Süddeutschland
und auch in Städten wie Berlin nachzuvollziehen; meist wohnte er kurz in nur
einem Zimmer zur Untermiete. Die restlichen 27 Jahre seit 1929 verbrachte er
als Patient in den Schweizer Heilanstalten Waldau bei Bern und später Herisau.
Robert Walser war ein Liebhaber extremer Spaziergänge; bei einem solchen zu
Weihnachten 1956 starb er im Schnee - wie eine seiner frühen Figuren.