Herold Belger: Das Haus der Heimatlosen. Roman. Übersetzt und vorgestellt von Kristiane Lichtenfeld:

25-10-2012 (20:30)

Der große Roman über die Deportation der Wolgadeutschen und ihre Entrechtung nach dem Überfall Hitlerdeutschlands auf die UdSSR 1941. Selbst als Sechsjähriger in den Strudel der Ereignisse gerissen und mit dem Vater in einen kasachischen Aul verschlagen, vermittelt Belger dem Leser die Vorgänge authentisch, auch in der Fiktion. Drei Teile bilden den Roman: »David«, »Christian« und »Harry«, die verschiedene Erfahrungen und Sichtweisen miteinander verbinden: David Ehrlich verliert bei der Deportation Frau und Sohn, weil die Frau, eine Russin, sein Schicksal nicht teilen will. In Kasachstan bekommt er als Feldscher eine Sanitätsstelle für mehrere Siedlungen übertragen. Christian, Davids jüngerer Bruder, war durch die Hölle der »Arbeitsarmee« gegangen, ehe er sich - mehr tot als lebendig - einer nach Sibirien deportierten Familie anschließen konnte, den Walters. Harry Walter indessen, der mit besten Ergebnissen die kasachische Grundschule absolviert hat, stößt gegen all die Barrieren, die den wie Leibeigenen auf ihr Wohngebiet beschränkten Deutschen jegliche höhere Bildung verwehren. Erst 1956, nach dem Tod des »Schnurrbärtigen« in Moskau und dank mutiger Förderer, gelingt ihm die Zulassung zum Studium.

 Herold Belger, 1934 in Engels, der Hauptstadt der Wolgadeutschen Republik, geboren, studierte Philologie in Alma-Ata und arbeitete als Russischlehrer und bei der kasachischen Literaturzeitschrift »Dshuldys«. Seit 1964 ist er freischaffender Autor, Übersetzer und Literaturwissenschaftler, der Deutsch, Russisch und Kasachisch beherrscht. Seine Werke genießen große Anerkennung in Kasachstan. Er ist Mitglied des Nationalrats beim Präsidenten Kasachstans und Mitbegründer des Kasachischen PEN. Für seine Lebensleistung wurden ihm die Ehrenbürgerschaft Kasachstans und das Bundesverdienstkreuz verliehen.

 Kristiane Lichtenfeld, geboren 1944 in Neustettin. Slawistik-Studium (Russisch und Polnisch) an der Humboldt-Universität. Seit 1980 freischaffende Literaturübersetzerin, hauptsächlich Prosa aus dem Polnischen und Russischen sowie, nach autodidaktischem Studium der georgischen Sprache und Aufenthalten in Tbilissi, aus dem Georgischen. 1999 Matschabeli-Übersetzerpreis des Georgischen Schriftstellerverbandes.

Aus dem Russischen übersetzte sie u.a. Werke von Abisch Kekilbajew  und Anar (Aserbaidshan), Andrej Bitow und Nikolai Leonow.

 

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