Hermann Bang zum 100. Geburtstag. Lesung aus "Ihre Hoheit"

07-02-2012 (20:30)

Hermann Bang zum 100. Geburtstag

Ulrich Sonnenberg und Hartmut Mangold erinnern an den dänischen Erzähler und lesen aus Sonnenbergs Übersetzung "Ihre Hoheit" (Insel Verlag)

»Falls aus mir etwas werden soll, dann in dieser Luft. Man stirbt möglicher- weise in dieser Atmosphäre aus Gas, Schweiß, Parfüm, Atem und Weindunst, aber man lebt darin«, schreibt der gerade mal einundzwanzig Jahre alte Herman Bang 1878 über das Leben und die Atmosphäre Kopenhagens. Schon wenige Jahre später ist der Autor eine bekannte und umstrittene Persönlichkeit des dänischen Kulturbetriebs, der auf eine Reihe von Skandalen zurückblicken kann – gleich sein erster Roman »Hoffnungslose Geschlechter« wird wegen »unzüchtiger Schreiberei« verboten, er selbst ist längst zu einem stadtbekannten Dandy, Flaneur und Bonvivant geworden. Herman Bangs extravaganter Lebensstil war berühmt, als Schriftsteller und Homosexueller jedoch blieb er sein Leben lang ein Außenseiter.

1886 wird er wegen Majestätsbeleidigung aus Berlin ausgewiesen und flieht nach Wien und Prag. Verfolgt von der Geheimpolizei, die ihn sozialistischer Agitation verdächtigt, und in ständiger Existenzangst konsumiert er Alkohol und Drogen im Übermaß, um überhaupt arbeiten und schreiben zu können. Bang führt ein Leben zwischen Triumphen und Niederlagen, literarischen Mißerfolgen, Geldnot und Skandalen, das im Alter von nur vierundfünfzig Jahren am 29. Januar 1912 auf einer Lesereise in den Ogden, Utah in den USA endet.

 Aus Anlass des 100. Todestages von Herman Bang stellt Ulrich Sonnenberg Leben und Werk des dänischen Schriftstellers vor und liest aus den von ihm herausgegebenen und übersetzten Bänden Exzentrische Existenzen (Erzählungen und Reportagen) und Ihre Hoheit.

 Wiederzuentdecken ist ein Schriftsteller, der zu den wenigen dänischen Autoren gehört, die Eingang in die Weltliteratur gefunden haben, und der heute mit seiner impressionistisch-realistischen Literatur zurecht als ein genauer Beobachter seiner Zeit und seiner Zeitgenossen gilt.

 Ulrich Sonnenberg, geb. 1955, arbeitete nach seiner Buchhändlerlehre in Kopenhagen und war bis Ende 2003 Verkaufsleiter der Verlage Suhrkamp und Insel. Er lebt als freier Übersetzer und Herausgeber in Frankfurt am Main. Er übersetzte u.a. Werke von Hans Christian Andersen, Herman Bang, Morten Ramsland, Carsten Jensen und Knud Romer.

 

 

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