Heinrich Mann im Spiegel von Zeit und Zeitgenossen vorgestellt von Jürgen Tomm

03-03-2020 (20:30)

„Immer, wenn die Deutschen einen Krieg verloren, drucken sie meinen Untertan.” Heinrich Mann war ein Unzeitgemäßer unter den Schriftstellern - er war seiner Zeit voraus. Entworfen 1906, geschrieben 1912, konnte Der Untertan erst 1918 erscheinen, als das Kaiserreich zu Ende war. Die DEFA-Verfilmung von 1951 aber machte deutlich, dass dieselbe Mentalität auch das "Dritte Reich" ermöglichte. 

Zum Kino-Welterfolg wurde die Verfilmung von Professor Unrat als Der blaue Engel noch in der Weimarer Republik. Sein Hauptwerk, den Henri Quatre ein Bekenntnis zum übernationalen Denken, zu Europa, während Europa sich gerade zerfleischte, musste Heinrich Mann dann schon im französischen Exil schreiben.

Schriftsteller von Feuchtwanger bis Kesten, von Kantorowicz bis Ludwig Marcuse verehrten ihn als großen Stilisten und weit voraus denkenden politischen Kopf. Er starb 1950 im kalifornischen Santa Monica, kurz vor seiner Rückkehr nach Deutschland, wo er Präsident der Akademie der Künste werden sollte – in Ostberlin. Kein wichtiger westdeutscher Politiker würdigte diesen Verlust für die Literatur und einen demokratischen Neubeginn, nicht einmal seine Heimatstadt Lübeck.

In einem LebensBild stellt Jürgen Tomm den Hellsichtigen ins Urteil seiner Zeitgenossen.

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