08-03-2012 (20:30)
Hans Joachim Schädlich liest aus seiner im Rowohlt Verlag erschienenen Novelle "Sire ich eile. Voltaire bei Friedrich II.
Enttäuscht vom Desinteresse des
Versailler Hofes, erschüttert vom Tod seiner geliebten Émilie du Châtelet ,
gibt Voltaire 1750 dem Drängen des Königs von Preußen nach: Der 56-Jährige geht
an den Hof des um achtzehn Jahre jüngeren Friedrich. Anders als Émilie hält er
an der Wunschvorstellung fest, der preußische König sei der «Philosoph auf dem
Thron». Friedrich, der den berühmten Franzosen seit 1736 in Briefen umwirbt,
verspricht sich von Voltaires Aufenthalt in Potsdam und Berlin nicht nur die
Mehrung seines Ruhmes. Er hofft auf einen geistvollen Gesprächspartner – und
auf einen Korrektor seiner eigenen poetischen und philosophischen Schriften. Bald
erweist sich, dass Voltaire und Friedrich nach Temperament und
Lebensgewohnheiten unverträglich sind. Es kommt zum Bruch. Voltaire ist in
Gefahr, er will fort und macht sich auf die Reise. Die preußischen Beauftragten
in der Freien Reichsstadt Frankfurt halten ihn auf Befehl Friedrichs fest: Er
wird unter Hausarrest gestellt, sein Gepäck wird beschlagnahmt, er erfährt
Erniedrigung und Willkür. Friedrich und Voltaire sehen sich nie wieder.
Hans Joachim Schädlich führt mit äußerster Verknappung, jedoch historisch
präzise, nicht nur die Unvereinbarkeit von freiheitlichem Geist und
absolutistischer Macht vor Augen – er rückt auch Voltaires berühmte Gefährtin
Émilie du Châtelet ins Bild und eine große aufgeklärte Liebe.
«Hans Joachim Schädlich ist einer der ganz Großen in der zeitgenössischen
deutschen Literatur.»
Die Zeit
Hans Joachim Schädlich, 1935 in Reichenbach im Vogtland geboren, arbeitete an
der Akademie der Wissenschaften in Ost-Berlin, bevor er 1977 in die
Bundesrepublik übersiedelte. Heute lebt er wieder in Berlin. Für sein Werk
bekam er viele Auszeichnungen, u.a. den Heinrich-Böll-Preis, Hans-Sahl-Preis,
Kleist-Preis, Schiller-Gedächtnispreis, Lessing-Preis, Bremer Literaturpreis
und Joseph-Breitbach-Preis.