200 Jahre ist es her, dass die Idee
der deutschen Universität von Wilhelm von Humboldt und Friedrich Schleiermacher
gegründet wurde. In ihrer Kombination von Lehre und Forschung wurde sie ein
weltweites Erfolgsmodell, u.a. auch für die viel gepriesenen
US-Eliteschulen. Vor und nach 1900
pilgerte nach Deutschland, wer eine moderne Lehr- und Forschungshochschule
erleben wollte.
Unter dem Vorwand, die
Universitäten in Freiheit und Autonomie zu entlassen, verordnete der Staat
ihnen ein rabiates betriebswirtschaftliches Fitnessprogramm, das sie in immer
größere Abhängigkeit von Industrie- und Wirtschaftsunternehmen bringt.
Präzise und mit scharfem Blick
unterzieht Knobloch den Bologna-Prozess einer eingehenden, beißenden Kritik und
kommt zu dem Schluss, dass in einer Wissensgesellschaft, die diesen Namen
verdient, die Universitäten nicht den Anforderungen der Wirtschaft zu gehorchen
haben, weil sie ihnen den einen oder anderen Job und andere Gewinne verspricht.
Als Institution der wissenschaftlichen Wahrheitssuche muss sich die autonome
Universität vielmehr ihre Aufgaben und
Anforderungen selbst stellen.
Clemens Knobloch , geb. 1951, lehrt
Sprach- und Kommunikationswissen-schaft an der Universität Siegen. Seine
Forschungsschwerpunkte sind: Öffentliche und politische Kommunikation,
Geschichte der Sprachwissenschaft, Deutsche Grammatik und Sprachpsychologie. Er
ist Mitglied im wissenschaftlichen Beirat von attac und der
Rosa-Luxenburg-Stiftung. Er schreibt für den „Freitag“, die „Blätter für
deutsche und internationale Politik“ und andere Zeitschriften.