Gedenklesung für Marie-Luise Scherer (1938-2022) Schriftstellerin, Reporterin, Journalistin

18-04-2023 (20:00)

Moderation: Matthias Weichelt
Es liest: Hansi Jochmann

Als die Journalistin Marie-Luise Scherer im Dezember im Alter von 84 Jahren starb, hatte sie eine Reihe renommierter Preise erhalten, darunter früh zweimal den Egon-Erwin-Kisch-Preis – in Reminiszenz an den selbsternannten „rasenden Reporter“, der jedoch beim Schreiben keineswegs raste, sondern sehr sorgfältig arbeitete und das Genre der „literarischen Reportage“ zur Eigenständigkeit erhob.
Nach Anfängen – ohne Abitur und Studium – bei Zeitungen in Köln, Berlin und der Zeit war sie 24 Jahre lang Autorin beim Spiegel, wo sie für ihre Beiträge alle Zeit der Welt bekam. Was ihr an üblicher Eile bei Schreiben journalistischer Texte erspart blieb, streckte sie aber durch Arbeit an jedem Satz und jedem Wort wieder um ein Vielfaches. Die Genauigkeit der Beobachtung und die im besten Sinne literarische Sprache machte aus den „Gegenständen“ der Reportagen „Angelegenheiten“, die persönlich berührten, nahegingen. Jahrzehntelang lebte Marie-Luise Scherer in dem kleinen Ort Damnatz an der Elbe, dicht hinter der Grenz der ehemaligen DDR. 

Zuletzt schrieb sie autobiografische Fragmente für die Literaturzeitschrift Sinn und Form, deren Chefredakteur Matthias Weichelt diese Gedenklesung moderieren wird. Er ist auch Biograf von Peter Huchel und Felix Hartlaub sowie Herausgeber der kommentierten Werkausgabe von Nelly Sachs. Die Texte Scherers werden gelesen von Hansi Jochmann, Schauspielerin, Hörbuch- und Synchronsprecherin; sie ist u.a. die Stimme von Jodie Foster.

 

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