Ein Mathematiker zählt Morde - ein LebensBild des Mathematikers und Publizisten Emil Julius Gumbel

25-08-2021 (20:00)

präsentiert von Jürgen Tomm

Die entschiedensten Verteidiger der Weimarer Republik waren zugleich ihre hellsichtigsten Kritiker: Tucholsky, Ossietzki, Mühsam. Auch der Mathematiker und Statistiker Emil Julius Gumbel kam als entschiedener Republikaner aus dem tödlichen Lärm des 1. Weltkriegs zurück. Er wurde - neben seiner Tätigkeit als Dozent und später Professor in Heidelberg ein moralisch unbestechlicher Publizist an der Seite seiner Mitstreiter in der "Weltbühne". Seine Dokumentation „Vier Jahre Mord“ (1922) über Justizmorde an Gegnern der Reaktion waren Ausdruck seines außerordentlichen persönlichen Mutes. Für 354 Morde an aktiven Republikanern verhängten die Gerichte durchschnittlich vier Monaten Haft, für 22 Morde von linken Tätern gab es überwiegend Zuchthaus. 

Als Gründungsmitglied einer Liberal-demokratischen Partei und der Deutschen Liga für Menschenrechte griff er auch als Politiker aktiv in die Geschichte der Weimarer Republik ein. Ödön von Horvaths Stück "Sladek oder die Schwarze Armee" beruhte auf Gumbels Recherchen. Gumbel entkam den Nazis, erst nach Frankreich, dann in die USA, wo er als Wissenschaftler weiter erfolgreich forschte. Als er 1966 in New York starb, würdigte ihn keine deutsche Zeitung. Und rechter Terror heute? Wieviel Justizblindheit brachte erst der NSU-Prozess zutage?

Eintritt 7, ermäßigt 4 Euro, allerdings nur mit bestätigter Anmeldung unter

ticket@buchhaendlerkeller-berlin.de

FFP2-Maske und Impfpass oder aktueller negativer Corona-Test sind erforderlich.


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