16-10-2012 (20:30)
"Der Konflikt zwischen Dichtung und Doktrin war unvermeidlich" - diese Erkenntnis leitete die letzte Wandlung des Schriftstellers Franz Fühmann ein. Aufgewachsen in kleinbürgerlich-faschistischer Familie im Riesengebirge, wurde Fühmann als überzeugter Nazi Soldat an vielen Fronten. Dann Umerziehung zum überzeugten Sozialisten in sowjetischer Gefangenschaft. Aus lyrischen Bekenntnissen zum "Reich" wurden Oden sozialistischer Völkerfreundschaft. Im Laufe von 30 Jahren als erfolgreicher Erzähler und Essayist in der DDR aber wurde Fühmanns Beitrag zur deutschen Literatur immer differenzierter und grundsätzlicher als Dichtung und subjektive Erlebnisform. Mit seinen Schlüsselbegriffen "Wandlung. Wahrheit. Wahrhaftigkeit. Ernst. Würde" charakterisierte Christa Wolf die Selbsterfahrungsarbeit Fühmanns, der nach seinem Protest gegen die Ausbürgerung Biermanns bis zu seinem Lebensende bespitzelt wurde.
Gleichwahl war er einer der wichtigsten Mentoren junger Autoren in der DDR.
Das Porträt konzentriert sich auf Fühmanns Hauptthemen Mythos und Märchen, Arbeit und Wahrheit und dementsprechend auf die Essays über Barlach und Trakl und das große Romanfragment "Im Berg".