David Wagner liest aus seinem Roman „Der vergessliche Riese”

16-01-2020

- Bayerischer Buchpreis 2019 -

Eine Familie erlebt einen Rollentausch: Der Vater, zweifach verwitwet, ist wieder Kind geworden. Er braucht Betreuung und wird sein Haus verlassen müssen, denn er vergisst, was gerade eben noch gewesen ist. Immer wieder erzählt er seine Liebesgeschichten, und manchmal phantasiert er. Er ist zu einem Menschen geworden, der – obwohl er nur noch in der Gegenwart lebt und allmählich verschwindet – unverwechselbar bleibt mit all seinen liebenswerten Eigenheiten und den Erinnerungen, die er noch hat. Die Zärtlichkeit, die der Erzähler ihm bei seinen Besuchen und auf zahlreichen Autofahrten zu Orten der Vergangenheit entgegenbringt – "hier haben wir gewohnt, Papa, hier hast du gearbeitet, hier bist du aufgewachsen" –, berührt tief, auch die Geduld, der Humor, das Ausbleiben von Hadern und Wut. Ganz leise, fast unmerklich, schreitet die Demenz voran, doch sie verläuft hier ohne Schrecken. Der alte Galan, den seine Brüder wie früher Valentino nennen, ist glücklich, obwohl er weiß, was mit ihm ist.

David Wagner, 1971 geboren und heute in Berlin lebend, debütierte im Jahr 2000 mit dem Roman "Meine nachtblaue Hose" und veröffentlichte in der Folge u. a. den Erzählungsband "Was alles fehlt" und die Essaysammlung "Welche Farbe hat Berlin" sowie den 2013 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichneten Roman "Leben".

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