Das lange Leben und das lange Schreiben (3) Swetlana Geier (1923-2010), eine große Übersetzerin großer russischer Literatur

04-08-2020 (20:30)

Ein LebensBild, vorgestellt von Jürgen Tomm.

Mit der Übersetzung der fünf großen Romane Dostojewskijs beendete Swetlana Geier ihre Arbeit im Dienst großer russischer Literatur. Da war sie weit über 80 Jahre alt. Zuvor hatte sie Werke von Tolstoi, Bulgakow, Solschenizyn u.a. übersetzt und Jahrzehnte lang an der Universität Karlsruhe gelehrt. 

Geboren wurde sie 1923 in Kiew, der damaligen Hauptstadt der Ukrainischen SSR; Russisch ist ihre Muttersprache. Als sie 15 war, wurde ihr Vater im stalinistischen Terror schwer gefoltert; sie pflegte ihn bis zu seinem Tod 1939, während ihre Mutter für die deutschen Besatzer als Übersetzerin arbeitete. 

Nach Stalingrad gelangten Mutter und Tochter mit dem Rückzug der Wehrmacht 1943 nach Deutschland, Swetlana konnte studieren und wurde eine der bedeutendsten Übersetzerinnen vom Russischen ins Deutsche. Vertraute Titel wie „Schuld und Sühne“ wurden bei ihr überraschend und auch befremdend zu „Verbrechen und Strafe“, „Die Dämonen“ zu „Böse Geister“. Kurz vor ihrem Tod 2010 hatte sie Kiew zum ersten Mal wieder besuchen können, wobei sie ein Filmteam begleitete.

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