Daniela Dahn präsentiert ihr Buch "Der Schnee von gestern ist die Sintflut von heute"

15-10-2019 (20:30)

Grenzgänge / GiG

Daniela Dahn war dabei, als in der DDR alles möglich schien, als für ein paar Monate die alte Macht nicht mehr konnte und die da unten nicht mehr wollten. Der Nachbar im Westen, zumindest seine bestimmenden Kräfte, wusste, was er wollte: Die DDR schlucken. Auch deshalb stellt die Schriftstellerin heute fest: „Ich wollte immer in einer Demokratie leben, aber nie im Kapitalismus.“ Dahn war eine von denen, die in den Jahren 1989/90 versuchten, eine andere, eine bessere DDR zu erreichen. Wenn sie heute auf den kurzen historischen Moment des “Wir sind das Volk“ zurückblickt, analysiert sie kühl: “Die Einheit war eine feindliche Übernahme auf Wunsch der Übergenommenen. Für die Sieger war das Schönste an der friedlichen Revolution, dass sie nichts revolutionierte. Das Neue bestand darin, den alten Spielregeln beizutreten.“

Daniela Dahns Buch über den “Schnee von gestern“, der zur “Sintflut von heute“ geworden ist, gibt dem Leser eine Fülle von Denkanregungen, verknüpften Themen und Fakten. Auf dem Weg vom Ende der DDR kann der Leser, durchaus folgerichtig, zu den Kämpfen im Jemen kommen, und wird sogar angeregt, sich über die Anschläge vom 11. September 2001 Gedanken zu machen: “In die Aufdeckung des Clinton-Lewinsky-Sexskandals ist achtmal mehr Geld investiert worden als in die Analyse des Tages, der die Welt veränderte“, schreibt die Autorin und beweist damit nicht nur, dass sie vorzüglich und ernsthaft recherchiert, sondern auch, dass ihr bei dieser harten und klugen Arbeit der Humor nicht verloren gegangen ist.

Moderation: Uli Gellermann.

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