19-04-2013 (20:30)
Ein Schweizer Requiem nennt der philosophische Poet Christian Uetz seinen zweiten Roman im Untertitel: zu Recht. Eine literarisch-musikalische Komposition für einen Toten, dessen Denken zum ersten Mal zur Sprache kommt! Schon die Anspielung an Meister Eckharts tröstende Gebetszeile So wirt der sun in uns geborn: daz wir sin sunder warumbe gebiert die literarische Energie, mit der Christian Uetz seine Themen zur Sprache bringt.
Es liegt dem Tode nah ein Freund. Der hat sein Leben lang im Verborgenen gedacht, empfunden, seinen Freund geliebt. Er hinterlässt ihm philosophische Aufzeichnungen: über 20.000 Seiten. Seine Hauptthese – wir sind nicht nur Lebe-, sondern ebenso sehr Sterbewesen – schleudert uns aus der biologischen Dimension unserer Existenz in deren ethische Relevanz.
Und Uetz trommelt die Sprache zum Tanz: An den „Sandkastenfragmenten“ des Freundes arbeitet er sich, sei es mit wütender Hand zerstörend, sei es mit zarter Liebe bewundernd, ab. Ein betörender Text, den der Autor ebenso betörende Weise dem Publikum vorzutragen weiß.
Christian Uetz (* 1963 in Egnach) lebt in Zürich. Nach einer Ausbildung zum Lehrer studierte er u.a. Philosophie an der Universität Zürich. Sein Debütroman Nur Du, und nur Ich erschien 2011 im Secession Verlag. Er hat mehrere Gedichtbände veröffentlicht und dafür zahlreiche Preise erhalten.