06-12-2012 (20:30)
Henner
hat seinen Sohn an ein Internet-Computerspiel verloren. Jedenfalls denkt er das
manchmal. Patrick, siebzehn Jahre alt, sieht das völlig anders. Seit Monaten
verbringt er als die Zornelfe Pocahonta jede freie Minute mit Mr. Smith, dem
Barbar. Zusammen sind sie ein unschlagbares Team. Und vielleicht sogar mehr.
Denn Mr. Smith ist Nevena, ein siebzehnjähriges Mädchen, das angeblich in
Belgrad lebt. Sie ist ebenso quirlig wie nachdenklich, dazu der Kummerkasten
und der gute Geist ihrer leicht verrückten Großfamilie. In immer neuen Mails
schildert sie ihre Welt aus Betriebsamkeit und Miteinander, eine Welt, die für
Patrick mit dem Tod seiner Mutter untergegangen ist.
Als Nevena von einem Tag auf den anderen aus dem Spiel und aus dem Netz
verschwindet, ist Patrick verzweifelt. Über die wirkliche Nevena weiß er nur
wenig, er kennt nicht einmal ihre Adresse. Da bietet ihm Henner an, Nevena
gemeinsam zu suchen. Im Wohnmobil der verstorbenen Mutter beginnen sie eine
Reise, die sie durch die schreckliche Geschichte des ehemaligen Jugoslawiens
führt und unversehens eine spannende Reise zur eigenen Identität wird.
»Behutsam tastet die Geschichte sich im analogen wie im digitalen Reich voran, spielt die beiden nicht gegeneinander aus, sondern verschränkt sie bis ins kleinste Detail und hält sich mit hysterischen Thesen zur Schädlichkeit von Computerspielen nicht auf.« Michael Schmitt, Süddeutsche Zeitung
Burkhard Spinnen wurde 1956 in Mönchengladbach geboren. Er studierte Germanistik, Publizistik und Soziologie in Münster und schloss 1989 seine Promotion ab. Er war wissenschaftlicher Assistent am Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster und lebt seit 1996 als freier Autor in Münster.