26-10-2011 (20:30)
Buchpremiere:
Georg Heym: Ich, ein zerrissenes Meer. Gunnar Decker stellt seine Biographie des Dichters vor.
Als Georg Heym am 16. Januar 1912 beim Schlittschuhlaufen in der Havel ertrank, verlosch ein Komet am Avantgarde-Himmel Berlins. Nur kurz hatte der noch nicht 25jährige Dichter von Der ewige Tag den gerade entstehenden Expressionismus mit prägen können.
Heyms grausamer Unfalltod erschien manchen Zeitgenossen wie das folgerichtige Eintreffen der wüsten Todesvisionen, aus denen seine Dichtung gemacht schien. Weltende, Zerfall des Alten und Wiedergeburt eines unerhörten Neuen - das war das Credo dieser expressionistischen Bewegung, die erstmals das fiebrige Tempo des modernen Großstadtlebens ins öffentliche Bewusstsein brachte. Dieser Aufbruch einer Generation spiegelt sich bei Heym in einer nur mit anderen Jungverstorbenen wie Georg Büchner oder Heinrich von Kleist vergleichbaren Sprachgewalt.
Georg Heym gehört zu jenen Künstlern, auf die der Tod eine unheimliche, geradezu erotische Anziehungskraft ausübte. Sein 100. Todestag ist Anlass einer Biografie, die die bislang nur Experten bekannten Stationen seines Lebens erstmals sehr unmittelbar erzählt. Wiederentdeckt wird ein Autor, der Gottfried Benn, Georg Trakl oder Johannes R. Becher in jeder Hinsicht ebenbürtig war.
Dr. Gunnar Decker ist Philosoph und Autor. Er ist Redakteur der Zeitschrift Theater der Zeit. Zuletzt erschienen Gottfried Benn. Genie und Barbar. 2008, Vincent van Gogh. Eine Pilgerreise zur Sonne. 2009, Franz Fühmann - Die Kunst des Scheiterns. 2009 und Über die unentwickelte Kunst, ungeteilt zu erben. Gemeinsam mit Kerstin Decker, 2009.