Programm

23-04-2019 (Dienstag)

Schmetterlinge, Schach und andere Entdeckungen - der russische Schriftsteller Vladimir Nabokov (1899-1977) in einem LebensBild von Jürgen Tomm.

20:30

Vladimir Nabokov, geboren 1899, stammte aus einer adligen St. Petersburger Familie, deren Landgüter in der Umgebung die Orte seiner Kindheit und Jugend waren. Schmetterlinge, Schach und andere „Entdeckungen“ prägten diese Zeit. Nach der Oktoberrevolution floh die Familie 1918 zunächst nach England und zog dann nach Berlin. Zeitweise suchten bis zu 350 000 russische Emigranten Zuflucht und Arbeit vor allem in Charlottenburg und Wilmersdorf. Vladimir Nabokov blieb zum Studium bis 1922 in Cambridge und folgte der Familie dann für 15 Jahre nach Berlin. In der Emigrantenkolonie lebten einige der bedeutendsten russischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts wie Alexej Tolstoj, Boris Pasternak, Andrej Bely, Ilja Ehrenburg und Marina Zwetajewa, was Berlin die Bezeichnung "Stiefmutter der russischen Städte" eintrug.Hier entstand Nabokovs russisch geschriebenes Frühwerk (8 Romane!), das zum Teil unter Pseudonym veröffentlicht wurde. 1937 emigrierte der nunmehr fast Vierzigjährige ein zweites Mal: über Frankreich in die USA (1940). Erst 1955 machte der Roman „Lolita" Nabokov weltberühmt. Ab 1961 lebte er dauerhaft im Palace Hotel in Montreux; er starb 1977.

Während Romane wie „Pnin", „Fahles Feuer" und „Ada oder Das Verlangen" durch ihre  psychologische Erzählkunst und ihren satirisch-intellektuellen Witz Leser auf der ganzen Welt faszinieren, waren Nabokov, sein Werk sowie die Erinnerung an seine Familie in der Sowjetunion bis zur Perestrojka 1986 absolut tabu.

Im Mittelpunkt des Abends im Buchhändlerkeller stehen die Jahre zwischen 1922 und 1937 in Berlin mit selbst für eingefleischte Nabokovianer überraschenden Ergebnissen.