Dem vorgezeichneten Leben einer Adligen konnte die junge Gräfin Franziska (Fanny) zu Reventlow schon im elterlichen Schloss in Husum nichts abgewinnen. Sie brach aus in die Münchner Bohème und machte sich mit Romanen und Erzählungen über die Künstlerszene einen Namen, aber auch mit erotischen Abenteuern. Den Kampf der damaligen Frauenbewegung um Gleichberechtigung unterstützte sie nicht, ihr ging es um Selbstverwirklichung und sexuelle Emanzipation der Frau. Zum Teil lebte sie in bitterer Armut und auch von Männern. Das schilderte sie mit ironischem Blick auf die "Szene", zu der sie selbst gehörte, aber auch selbstkritisch. So ist die Erinnerung an diese frühe Vorläuferin der Frauenemanzipation auch zu ihrem 100. Todestag noch lebendig. Mit einem "LebensBild" von Irmgard Keun setzt Jürgen Tomm seine kleine Reihe "Skandalös selbständig" im Buchhändlerkeller am 31. 7. fort.