Programm

05-06-2018 (Dienstag)

"Hälfte des Lebens" Ein LebensBild von Friedrich Hölderlin, vorgestellt zum 175. Todestag von Jürgen Tomm.

20:30

1805 war Friedrich Hölderlin 35 Jahre alt und hatte mit Gedichten, dem Drama "Empedokles", mit dem Briefroman "Hyperion oder Der Eremit in Griechenland" und mit Sophokles-Übersetzungen als Dichter Achtung, aber auch Geringschätzung erfahren. Seine Lebensumstände waren immer prekär gewesen, aber seit einigen Jahren schon war seine psychische Konstitution auf eine Krise zugesteuert, und nun wurde Hölderlin für ein Dreivierteljahr zur Behandlung in das Universitätsklinikum Tübingen zwangseingewiesen und anschließend als unheilbar und mit geringer Lebenserwartung in die Pflege eines Tübinger Tischlers und seiner Familie überstellt. Dort lebte  er in einem Wohnturm hoch über dem Neckar, oft verzweifelt über zu viel Besuch von neugierigen "Kunstfreunden", bis er 1843 starb - mit 73 Jahren. Was er hier schrieb, galt lange als unverständlich und eben als das Werk eines Wahnsinnigen. Erst im 20.Jahrhundert erkannte man - von Germanisten und Schriftstellern bis zu Gymnasiallehrern und ihren Schülern - welche poetischen Horizonte der Dichter Friedrich Hölderlin gerade in diesem Spätwerk  aufgestoßen hatte.